23. Januar 2018, Klaus Otto

Produktionsfaktor „Boden“. Grundlage einer neuen Weltwirtschaftsordnung

Nichts ist so beständig, wie der Wandel – alles verändert sich, nichts bleibt so wie es war.

So lautet die allzeit zutreffende Formel zur Beschreibung des Lebensrhythmus‘. Hinzu kommt die Erfahrung, dass der Rhythmus in Schwüngen daherkommt. Wir können sicher sein, dass Aufschwungphasen Höhepunkte erreichen und die anschließenden Abschwünge nicht ewig dauern. Im Mittel gesehen gleichen sich Auf- und Abschwungphasen aus. Schon die Bibel kennt das Phänomen, dass auf 7 fette 7 magere Jahre folgen.

Nach dem zweiten Weltkrieg manifestierte sich in der Bundesrepublik Deutschland der 4 Jahresrhythmus der Konjunkturen. Das ging so weiter bis der Euro kam. Ein wirtschaftlich starkes Land, wie Deutschland profitiert, gerade auch wegen seiner exportorientierten Wirtschaft, von den Absätzmärkten rings umher. Die letzte Rezession im Jahr 2009 in Höhe von 5 % ließ das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland schrumpfen, das geschah in einem vorher nie gekannten Umfang. Umreißen wir mal den Zeitraum des Aufschwungs von 2000 – 2009, ist absehbar, dass nach nunmehr weiteren 9 Jahren wieder eine Phase des Abschwungs vor der Tür steht. Da wir durch den Export von der wirtschaftlichen Situation der Länder abhängig sind in die unsere Exporte gehen, gilt die Feststellung: Haben unsere Nachbarländer Schnupfen, liegen wir mit Lungenentzündung darnieder. Erleben unsere Nachbarländer Frühlingserwachen, ernten wir die Früchte eines heißen Sommers.

Deutschland ging es in den letzten 9 Jahren gut. Um im Bild zu bleiben, wir erlebten einen jahrelangen heißen Sommer. Genährt wurden die heißen Sommer in Deutschland und das Frühlingserwachen in den Nachbarländern durch die Politik des billigen Geldes der EZB, konkret durch Mario Draghi. Draghi, ein Italiener, erzeugte künstlich ein Frühlingserwachen in den Südländern, das deren Konjunkturen anschob und dort für zarte Wachstumsblüten sorgte.

Konnten sich bisher alle Länder in der Eurozone billiges Geld beschaffen und dadurch künstlich Wachstum schaffen, wird das ein jähes Ende finden, wenn die Zinsen wieder steigen. Der Widersinn der Geldpolitik steckt schon in der Sache an sich, zu versuchen, mit Schulden die Zukunft zu sichern. Schulden sind der Schluck aus der Pulle, der trunken macht, doch der Kater lässt anschließend nicht auf sich warten.

Richten wir uns ein, dass das „Höher, Schneller, Weiter“ in der Geld-/und Finanzpolitik und damit das Wachstum sein Ende finden wird, und wir uns alsbald völlig neu aufzustellen haben.

Das Neue an der Situation wird sein, dass es keine Instrumente mehr geben wird, um steuernd auf die Konjunktur Einfluss nehmen zu können. Es wird sein, wie im Gedicht des „Zauberlehrlings“, wo der Lehrling die Geister rief und sie nicht wieder loswurde. Es bräuchte dann eines Meisters, um die Geister wieder zu vertreiben. Die Meister werden auch kommen und auch aktiv werden, nur werden sie eine ganz neue Landschaft schaffen, die anders aussehen wird, als die Landschaft davor.

Hierin liegt nun die Verheißung. Ob nun ausgelöst durch eine Hyperinflation oder den Zusammenbruch des Weltwährungssystems, wir werden uns alle neu erfinden müssen. Das „Höher, Schneller, Weiter“, das durch die Politik des billigen Geldes an sein Ende kommen wird, wird Kreise ziehen und das „Höher, Schneller, Weiter“ als Grundansatz des Kapitalismus beenden.

Die Verheißung liegt darin, dass bei den drei volkswirtschaftlichen Produktionsfaktoren: Kapital, Arbeit, Boden, sich der Fokus auf den Boden richten wird. Das Überleben der Menschheit wird davon abhängen, wie es uns gelingt, die Ressourcen der Erde gleichmäßig auf alle Bevölkerungsteile zu verteilen. Damit verschwinden die Unternehmenstypen alten Stils, die darauf aus waren, „Wachstum zu erzeugen“, um immer höhere Gewinne zu erzielen. An deren Stelle werden Gemeinwohlunternehmen treten, in vorderster Linie, die als immaterielles Weltkulturerbe der Uno eingestufte Genossenschaft. Der Start wird sein, wie immer, wenn was Neues kommt, mit dem Betreten neuer Wege und dem Ausprobieren der Gangbarkeit, bis sich schließlich ein System entwickelt hat, in dem alle Menschen in Augenhöhe und in der Wahrnehmung ihrer Verantwortung für die Schöpfung ihren Platz gefunden haben.

Hier soll nicht einer Verschwörungstheorie oder einer Untergangsideologie das Wort geredet werden. Es soll ganz im Gegenteil der Zuversicht und Hoffnung Ausdruck verliehen werden, dass das Neue das bringt, wonach sich die Menschen heute so sehr sehnen:  Ehrlichkeit (u.a. keine Korruption und Steuerhinterziehung mehr), Menschlichkeit (das Leben in Augenhöhe), Frieden (im innen, wie im außen), Gemeinsinn (Das Wir-Gefühl leben), Nachhaltigkeit (Übernahme von Verantwortung für heute und für morgen), Freiheit (immer die des anders Denkenden), Liebe und Achtsamkeit.