Angst als Blockade in Unternehmen

Ein Tabu stellt in Unternehmen zumeist immer noch das Thema „Angst“ dar. Gerade Führungskräften fällt es schwer, sich diesem Thema zu widmen, zu groß ist die „Angst“ als Versager zu gelten oder als unfähig eingeschätzt zu werden. Dabei stellt die nicht eingestandene Angst mit die größte Blockade dar, die mit dazu beiträgt, dass Menschen in Organisationen, in Unternehmen und Verwaltungen nur widerwillig zur Arbeit gehen.

Wie es so schön heißt, wir können nur das weitergeben, was wir selbst beherrschen bzw. gelernt haben. Wie bereits in der Kindheit wir von unseren Eltern nicht erwarten dürfen, dass sie uns lieben, wenn sie es selbst nicht erlebt oder gelernt haben, so ist es auch für Führungskräfte nicht möglich, Empathie, Mitgefühl, Menschlichkeit weiterzugeben, wenn sie es nicht selbst am eigenen Leibe erfahren haben.

Dieser Form von sozialer Kompetenz wird in Organisationen viel zu wenig Beachtung geschenkt. Im Gegenteil, häufig werden Bewerber*innen gerade deshalb eingestellt, weil sie den Anschein haben, schnörkellos, durchsetzungsfähig, problemlösend zu sein, also die Belange des Unternehmens fest im Auge zu haben. Sie tragen zur unbedingten Steigerung des Gewinns bei, sind häufig gefürchtet, aber kompromisslos, wenn es um die Wettbewerbsfähigkeit des eigenen Unternehmens geht.

Gibt es Probleme mit Mitarbeiter*innen oder anderen in Abhängigkeit befindlichen Stakeholdern kommen Mediatoren, Coaches ins Spiel oder es wird der Betriebs- bzw.  Personalrat eingeschaltet. Es werden Kompromisse geschlossen, die in der Regel eine Halbwertzeit von kurzer Dauer haben. Vorgesetzte dieser Führungskräfte, wenn sie nicht ohnehin selbst die CEO’s oder Geschäftsführer*innen sind, drücken regelmäßig beide Augen zu, kommentieren schon mal mit verschmitztem Blick, es beim nächsten Mal nicht zu toll zu treiben.

Gemäß der jährlich erhobenen Gallup Studie erscheinen ca. 15 % der Mitarbeitenden motiviert zur Arbeit, ca. 70 % leisten Dienst nach Vorschrift und ca. 15 % haben innerlich gekündigt. Als wesentliche Ursache wird regelmäßig das Führungskräfteverhalten angeführt. Mitarbeitende werden immer noch in erster Linie als Funktionsträger angesehen, die ihre Arbeit zu machen haben und das am besten sprach- und klaglos. Immer mehr Menschen wollen sich ganzheitlich in den betrieblichen Prozess einbringen und das erfordert von Führungskräften mehr als nur antrainiertes Führungsverhalten.

Zurück zum Ausgangspunkt. Eine Fähigkeit zur Empathie, setzt die Fähigkeit zur Selbstempathie voraus. Selbstreflexiv zu sein, verständnisvoll, rücksichtsvoll, wertschätzend in erster Linie mit sich selbst und dann mit Mitmenschen. Führungskräfte, die das nicht praktizieren (können) leiden unter einem „Vorgesetztendilemma“. Sie sind im Grunde bereit, das in ihren Kräften Stehende Beste zu tun, um ihrer Rolle als Führungskräfte gerecht zu werden, fühlen nur, dass sie diesen Ansprüchen nicht gerecht werden. Das führt zur Versagensangst, der versucht wird mit einer Strategie zu begegnen, die mit: „Angriff ist die beste Verteidigung“ beschrieben werden kann.

Solange nicht dort der Hebel angesetzt wird, bei der Menschlichkeit in Organisationen und zwar in allen Belangen, wird sich an der Ergebnissen der Gallup Studie wenig ändern.