Grundlagen für ein nachfrageorientiertes Betriebliches Gesundheitsmanagement
Unsere Epoche steht im Zeichen der Transformation, evolutionäre Prozesse, disruptiv zwar, aber im Großen und Ganzen absehbar. Den bekannten Herausforderungen können wir uns als Weltgemeinschaft nur gemeinsam stellen, was, wenn wir genau hinschauen, ja auch passiert. Kleinstaaterei, Nationalismen, Abwehrhandlungen gegenüber dem „Anderssein“ sind zweifellos noch vorhanden (siehe den barbarischen Angriffskrieg Putins und seiner Schergen), dennoch sammelt sich die Weltgemeinschaft, um das Überleben vor allem der künftigen Generationen zu sichern.
Ein Treiber für die gesamtgesellschaftliche Transformation kann unter diesen Bedingungen nur der Faktor „M“ sein, nämlich gelebte Menschlichkeit. Menschlichkeit, die vom Verstehen ausgeht, und zwar verstehen von sich selbst und dem Nächsten. Dase Wort der Stunde dazu ist: Selbstempathie. Denn erst, wer zum Selbsterkennen und Selbstakzeptieren in der Lage ist, ist auch wirklich in der Lage, empathisch gegenüber Mitmenschen zu sein. Auch, wenn es den Augenschein hat, dass es andersherum läuft, wichtige Impulse und Prozesse gehen in diese Richtung. Was auch gar nicht anders sein kann, denn sich gegenseitig helfen, sich gegenseitig unterstützen, liegt in der DNA des Menschen. Wir sehen es an dem Beispiel der Hochwasserkatastrophen, z.B. an der Ahr, wo so viel selbstlose Hilfe geleistet wurde.
Welche Spuren dürfte das im betrieblichen Bereich hinterlassen? Wobei betrieblich hier alle Bereiche einschließt in dem Menschen zum Zwecke der Leistungserbringung unterwegs sind. Der Faktor „M“ räumt den Bedürfnissen der jüngeren Menschen und nachfolgenden Generationen die Möglichkeiten ein, wirklich gelebt zu werden. Was gestandenen „Personalern“ heute die Haare zu Berge stehen lässt, wenn „die Jüngeren“ sich um einen Arbeitsplatz bewerben und ihre Bedürfnisse äußern, lässt nur den Schluss zu, dass da offenbar die Zeichen der Zeit verkannt wurden, und zwar nicht von den Bewerber*innen sondern von den „Personalern“. Die Bedürfnisse orientieren sich eben nicht mehr am unbedingten Leistungsprinzip sondern am „bedingten Leistungsprinzip“. Bedingt insofern, dass es nicht nur ums Geld für die Existenzsicherung geht, sondern dass die Arbeitszeit einerseits als sinnvolle Lebenszeit erfahren wird und andererseits Raum lässt für die Befriedigung von Bedürfnissen für das persönliche Wohlgefühl. Das umfasst u.a. Lebenszeit zur Entspannung, Erholung, Kultur und Selbstverwirklichung. Lebenszeit für die Familie bzw. zum Leben von Beziehungen. Zeit zum (gesunden) Schlafen.
Betriebe, die in dieser Hinsicht nicht mit der Zeit gehen, die gehen mit der Zeit. Zwangsläufig, denn die betriebliche Zukunft wird zunehmend zum Arbeitnehmermarkt. Aufgrund der alternden Gesellschaft und schwindender Jobfixierung der meisten Arbeitnehmenden verschwinden zunehmend betriebliche Erfahrungen. Damit „die Jüngeren“ im jeweiligen Betrieb bleiben und deren Erfahrungen erhalten bleiben, setzt voraus, dass sie sich wohlfühlen.
Den Schlüssel dazu liefert eine Kultur, die vom Faktor „M“ geprägt ist. Die Basis liefert ein Betriebliches Gesundheitsmanagement, das von den Wurzeln her seine Wirkungen erzielt. Ein Gesundheitsmanagement geprägt vom Wechsel des Paradigmas vom „betrieblichen Angebot an gesundheitsfördernden Maßnahmen“ hin zur proaktiven Nachfrage zu solchen Angeboten durch die Mitarbeitenden in den Betrieben. Darauf sind die Betriebe in Unternehmen und Verwaltungen heutzutage überhaupt nicht eingestellt. Betriebliches Gesundheitsmanagement gewinnt wohl zunehmend an Bedeutung, doch solange der Paradigmenwechsel nicht vollzogen wird, werden die Angebote mehr kosmetischer als von nachhaltiger Natur sein.
Stichworte für den Perspektivwechsel hin zu einer Nachfrageorientierung sind u.a.
- Leben des Faktors „M“
- Schaffen einer (nachhaltigen) betrieblichen Vertrauenskultur
- Führungskräfte als Vorbilder
- Fokus auf Achtsamkeit und Selbstverantwortung